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Sherlock Holmes

Sherlock Holmes sprach verärgert zu Watson:
„Dieser Fall ist mal wieder zum Katson!
Hätten Sie nicht gedöst,
wär er längst schon gelöst,
und Sie könnten bereits damit pratson!“
(Verfasser unbekannt)

Wer kennt Sherlock Holmes noch nicht?

Machen wir eine Zeitreise nach London, um 1890 oder 1900. Durch graue Häuserschluchten ziehen sich gepflasterte Straßen, auf denen noch nicht viele Autos fahren. Wer nicht zu Fuß geht, läßt sich noch von Pferden ziehen, entweder in einem hansom (kleine zweirädrige Kutsche) oder einem four-wheeler (komfortablere, vierrädrige Kutsche) – die damaligen Taxifahrer bieten an jeder Ecke ihre Dienste für wenig Geld an.

Wohlhabende Herrschaften in elegantem Gehrock, polierten Schuhen und hohem Zylinderhut gehen mit wichtigem Gesicht achtlos an Bettlern vorbei, die aber auch Wert auf ordentliche Kleidung legen, sei sie nun gekauft oder gestohlen. Es werden nicht weniger Geschäfte gemacht als heute, der Handel blüht. London ist die reichste und bedeutendste Stadt der Welt, aber auch die mit dem höchsten Ausländeranteil. Reich und Arm leben dicht an dicht, und so mancher kleine Gauner möchte vom wirtschaftlichen Erfolg Englands seinen Anteil abzweigen.

Sherlock Holmes

... hat schon als junger Mensch gemerkt, daß er schneller denken kann als die meisten anderen. Sobald er etwas sieht – zum Beispiel einen Mann, der im Park spazierengeht –, hat sein Gehirn auch schon aus der Kleidung, dem Aussehen, dem Gang und dem Gepäck dieses Mannes dessen gesamte Lebensgeschichte rekonstruiert. Dieser Denkprozeß läuft bei ihm unbewußt und so schnell ab, daß Holmes selbst manchmal kaum erklären kann, wie er auf seine Schlüsse gekommen ist.

Aufgrund dieser Fähigkeiten wurde er der erste Beratungs-Detektiv überhaupt, er hat seinen eigenen Beruf erfunden. Er braucht gar nicht vor Ort zu sein; er läßt sich die Fakten erzählen und kommt dann nur durch Denkarbeit auf die richtige Lösung. Nicht jeden seiner Fälle konnte er lösen, aber die meisten davon hätte niemand sonst lösen können. Ist die Polizei ratlos, fragt sie Sherlock Holmes (was ihr allerdings jedesmal peinlich ist). Nicht selten arbeitet er auch gegen die Polizei, wenn es die Unschuld eines zu Unrecht Verdächtigten zu beweisen gilt. Und einige Male verzichtet er darauf, den Schuldigen der Polizei auszuliefern, weil er Verständnis für die Tat aufbringt und das Verurteilen ja nicht seine Aufgabe ist.

Hat Holmes einen Fall gelöst, macht es ihm nichts aus, wenn die Polizei die Lorbeeren dafür einheimst. Er betrachtet seine Tätigkeit als Wissenschaft, er will dafür gar nicht bewundert werden, und als sein bester und einziger Freund, der Arzt Dr. Watson, eines Tages anfängt, diese Fälle aufzuschreiben und zu veröffentlichen, findet er das eigentlich nicht so toll.

Dr. Watson

..., der Ich-Erzähler der Geschichten (von einigen Ausnahmen abgesehen), besitzt kein bißchen von Holmes’ Scharfsinn, meist kommt er mit dem Denken einfach nicht hinterher. Daher bewundert er Holmes’ Fähigkeiten über alle Maßen, und das merkt man seinen Erzählungen auch an. Trotz – oder gerade wegen – dieses Unterschiedes hält Holmes Watson für einen unschätzbar wertvollen Mitarbeiter. Denn Watson zwingt ihn zu geordnetem Denken und bedächtigem Handeln, und gelegentlich kommt Holmes erst dadurch auf die richtige Lösung, daß er Watson den Fall so deutlich schildert, daß auch dieser Holmes’ Gedankengänge versteht.

Anfangs leben die beiden in einer Art WG zusammen, später heiratet Watson und hat eine eigene Praxis mit Wohnräumen. Aber auch dann verbringt er viel Zeit, manchmal Tage und Nächte, in Holmes’ Wohnung, wogegen seine Frau, eine ganz liebe und verständige Person, auch nichts einzuwenden hat. Holmes hat keine Familie, aber, wie damals bei Bessergestellten üblich, eine Haushälterin, Mrs. Hudson, die ihm auch Essen kocht, und gelegentlich einen Hausburschen, der Besucher einläßt und ankündigt.

Natürlich haben weder Watson noch Holmes jemals wirklich gelebt. Beide wurden von Sir Arthur Conan Doyle erfunden, dem eigentlichen Verfasser der Sherlock-Holmes-Geschichten. Aber das nur am Rande, denn Sir Arthur kommt in den Geschichten nicht vor, und für viele Sherlock-Freunde ist der legendäre Detektiv so real, als hätte er wirklich in der Baker Street 221B gewohnt. Obwohl es diese Adresse niemals gab, die Hausnummern in der Baker Street gehen nur bis 100.

Die Geschichten

... sind in einem eleganten, feinen Englisch abgefaßt, wenn es auch 100 Jahre später natürlich ein bißchen angestaubt klingt. Es macht aber Spaß, sie zu lesen, wenn man die englische Sprache mag, und ich möchte es jedem Englisch-Lerner nur empfehlen.

An verregneten Wochenenden setze ich mich gern hin und übersetze die eine oder andere Geschichte ins Deutsche. Natürlich gibt es schon genug deutsche Holmes-Übersetzungen, nötig wäre das also nicht, aber es macht mir einfach Spaß. Dabei versuche ich den Tonfall der Sprache von Sherlock Holmes so weit wie möglich nachzubauen („... anschließend unterstrich er seine Beschimpfungen mit einem Rückhandschlag, dem auszuweichen mir leider nicht vollständig gelang.“), aber trotzdem die Sache flüssig und gut lesbar zu halten.

Wer meine Versionen mit den englischen Originalen vergleicht (die findet man zum Beispiel bei Wikisource), wird schnell entdecken, daß ich nicht immer „genau“ übersetze, sondern oft einzelne Wörter oder sogar ganze Sätze ändere oder hinzufüge, damit die Sache klarer wird. Sherlock Holmes sagt zum Beispiel: „... who has carried himself in this matter as I should be proud to see my own son do“. Wörtlich wäre das: „... der sich in dieser Sache verhalten hat, wie meinen eigenen Sohn es tun zu sehen ich stolz wäre“. Zwei verschachtelte Infinitive in einem ebenfalls verschachtelten Nebensatz! Im Englischen geht das so kurz, aber im Deutschen drücken wir uns viel umständlicher aus. Und ich will ja keinen Vokabeltest schreiben, sondern eine Geschichte erzählen.

Sehr wichtig war es mir, daß auch junge Leser den Geschichten ohne weiteres folgen können. Deshalb habe ich auch einige Sachen, die heute vielleicht nicht mehr so klar sind, in Fußnoten erläutert.

Und jetzt viel Spaß beim Lesen! Die Liste unten ist nach den üblichen deutschen Buchtiteln sortiert.

Die Abenteuer des Sherlock Holmes

Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Sherlock Holmes’ Buch der Fälle