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Ich hatte herausgefunden, was diese Leute in der Jugendgruppe hatten und ich nicht. Sie hatten sich lieb, obwohl sie sich nicht immer bestens leiden konnten. Aber sie hielten zusammen. Sie waren eine Gemeinschaft. Sie hatten Gott, und Gott hatte sie. Das war es, das sie verband - ihre Begeisterung für Jesus.
Da wurde mir klar, dass ich nicht allein für mich Christ sein konnte. Das ist ein Widerspruch in sich. Christ sein heißt, für andere da zu sein. Ich versuchte dagegen, mich außen an diese Gemeinschaft dranzuhängen. Das konnte nicht funktionieren. Tat es ja auch nicht.
Da traf ich eine Entscheidung, deren Konsequenzen ich gar nicht absehen konnte. Aber ich musste sie treffen - entweder ganz dafür oder ganz dagegen. So halb, das ging jetzt nicht mehr, oder ich würde mir selbst mein Leben lang etwas vormachen.
Ich traf sie - für die Gemeinschaft mit anderen Christen, und für die Gemeinschaft mit Gott.
Gemeinschaft mit Gott? Klingt etwas mystisch. Da steckt auch ein tiefes Geheimnis drin - aber es ist nicht schwer zu verstehen.
Gott will auf dieser Erde nicht als anonymes Geistwesen aktiv sein - obwohl er das gut könnte. Er hat sich an seine Gemeinde gebunden, an die Christen, diese fehlerhaften, schwachen, anfälligen Menschen. In der Bibel heißt es, die Christen sind "der Leib Christi".So wie z.B. mein Gehirn sich tolle Texte oder Bilder ausdenken kann - um diese Ideen umzusetzen, braucht es meinen Körper, in diesem Fall ein paar Finger - ohne diese kann es gar nichts tun.
So ist das mit Gott. Was er auf dieser Welt macht, das will er durch Menschen machen. Mitarbeiter. Menschen, die er liebt und die ihn auch lieben, denen er vertraut und die ihm vertrauen.
Das war es, was ich die ganze Zeit erfahren hatte. Diese Leute, in der Jugendgruppe, oder später in der freikirchlichen Gemeinde, der meine Eltern angehörten - diese Leute hatten mich lieb, auch wenn ich alles andere als liebenswürdig war. Und dadurch vermittelten sie mir Gottes Liebe. Und ich hatte mich so lange gefragt, was das eigentlich ist, was sie haben und ich nicht...
Ich habe es langsam gelernt, mich anderen gegenüber zu öffnen. Andere an meinem Leben teilhaben zu lassen. Mit anderen über mich zu reden, und nicht nur über belanglose Themen, die mir nicht weh tun. Über meine Fehler, über das, was mir Angst macht, über meine Fragen an Gott.
Und ich habe, wirklich zum ersten Mal in meinem Leben, erlebt, wie gut das tut, einem anderen Menschen voll vertrauen zu können, weil ich weiß, dass der (bzw. die) mich lieb hat und sich für meine Probleme wirklich interessiert.
Deshalb bin ich Christ. Ich habe erlebt, dass das stimmt. Jesus lebt hier und heute, und er ist durch die Gesamtheit der Christen, aller Menschen also, die ihm ihr Leben zur Verfügung gestellt haben, aktiv. Da wird diese Liebe handgreiflich. Wenn sie auch nicht immer auf der Oberfläche sichtbar ist - sie ist das Betriebssystem der ganzen Sache.
Klar, auch Christen sind Menschen und machen Fehler. Deswegen ist diese Gemeinschaft nicht perfekt, und manchmal tritt die Liebe etwas in den Hintergrund, wenn man gerade Stress hat. Aber sie bleibt.
Ich habe erlebt, dass Gott mich liebt, und diese Tatsache steht fest.
Und wieso gerade Jesus? Es gibt doch genug andere Religionen.