Spaß
Astronomie
Beobachtungsberichte
09. Sep. 2023
Liebe Leute,
da ich nächste Nacht wahrscheinlich nicht rauskommen werde, mußte ich heute nacht noch mal ... nein, stimmt nicht ganz: das klare Abendrot am ansonsten tiefblauen Himmel ließ auch Gutes ahnen.
So gegen 23:45 Uhr verließ ich das Haus, um einige Sitzbänke mit Südblick (genauer: zwei davon) aufzusuchen. Vor allem die zweite war gut, da mit wenig Streulicht im Süden verbunden; leider war die Luft schon etwas dunstig.
Ausrüstung: wie immer mein russisches Kronos 10×50, ohne Stativ, und meine Äuglein, die aber nur Lichtbüschel bis 3 mag sahen, da ich die Brille vergessen hatte, was mir aber erst so spät auffiel, daß ich nicht mehr zurückfahren und mir die Dunkeladaption verderben wollte :)
Der Himmel war dank Neumond schön dunkel, allerdings zog nach und nach Dunst auf. Trotzdem war auch in Horizontnähe noch gut zu beobachten.
Heute mal alphabetisch:
M 31 ließ sich wieder sehr schön sehen, in klarer länglicher Form, und auch M 110 war wieder, wie beim letzten Bericht, bei indirektem Blick im Glas auszumachen.
Der Kern von M 31 schien um so heller zu werden, je länger ich ihn betrachtete ... der Berg ruft ...
Die Zentralregion von M 33 ist als undeutliches, unförmiges Fleckchen zu sehen, mehr nicht. Schade :) Naja, die Novembernächte kommen.
M 27, der Hantelnebel, war deutlich sicht- und als planetarischer Nebel erkennbar. Die Hantelform erschloß sich mir zwar noch nicht so ganz (wobei er schon deutlich "unregelmäßig" aussah), aber es war jedenfalls zu sehen, daß es kein Kugelsternhaufen ist ...
A propos Kugelsternhaufen. M 13 war heute auch wieder mit vollem Glanz dabei und strahlte mit aller Ruhe zwischen den beiden Sternen 7. Größe, mit denen er ein gleichschenkliges, flaches Dreieck bildet.
Leider hatte ich mir die Lage von M 92 noch nicht eingeprägt. Muß ich mal machen. Der halbe Herkules stand allerdings schon hinter einem Baum, und ich fand meine Beobachtungsbank zu bequem, um sie zu verlassen, sonst hätte ich mich mal auf die Suche gemacht.
Der im letzten Bericht praktisch nicht sichtbare "Wild Duck Cluster" M 11 strahlte heute nacht wieder in voller Schönheit. Eindrucksvoll finde ich auch das Sternentrapez 1 Grad westlich, das an das Sternbild Leier erinnert, mit M 11 als Wega-Substitut.
Von M 11 neugierig geworden, ließ ich das Fernglas durch die Gegend südlich von Adler und Schild streifen - Sternbilder, die ich noch nie so bewußt beobachtet habe. Der Schütze ging bereits unter, aber zwei Objekte fielen mir doch ins Auge:
M 25, ein schöner offener Sternhaufen, mit 30' Durchmesser etwa so groß wie der Mond. Im Fernglas trotz Milchstraßenhintergrund eine auffällige Sternengruppe.
M 22, genau zwischen zwei Sternen 6. Größe, ein wegen Horizontnähe zwar schlecht sichtbarer, aber deutlich punktsymmetrischer Nebelfleck: offensichtlich ein Kugelsternhaufen. CdC ist auch der Meinung, und der SAC hält ihn sogar für "one of finest globs".
Das Wichtigste zuerst: Albireo wurde heute klar geschlagen. Gemeiner Trick von mir: Ich hatte mich auf eine Sitzbank gelegt und konnte, Blick zum Zenit, den rechten Ellbogen wunderbar an der Rückenlehne abstützen. Und bis sich das über 190 Lichtjahre herumspricht, sitze ich schon längst wieder hier und schreibe einen Bericht, ätsch.
Welche Umlaufzeit haben einklich die Komponenten von Albireo?
Deneb: Zwar "nur" ein Stern, aber er glänzt so prachtvoll inmitten seiner äußerst sternreichen Umgebung, daß ich ihn mir lange ansehen kann. Ins Blickfeld paßt außerdem noch der Nordamerikanebel NGC 7000, heute auch so gut sichtbar, wie es eben geht; schade, daß die Nebel im Fernglas nicht so schön leuchten wie auf den Hochglanzfotos nach drei Stunden Belichtung :)
Sehr charakteristisch finde ich auch immer die schon halb vor NGC 7000 stehenden fünf Sterne, die ein V nach Hyaden-Form bilden, das sich zu Deneb hin öffnet.
M 39 wurde hier ja kürzlich schon gelobt. Zwischen Schwan und Eidechse stehend, bildet er eine Sternansammlung, die selbst in dieser sehr sternreichen Milchstraßengegend auffällt.
Beim Durchmustern des Schwanes fiel mir auch noch eine schöne Sterngruppe etwa 1 Grad nordwestlich von epsilon Cygni auf, die einen glitzernden Bogen ähnlich der Nördlichen Krone bildet.
Um 0:26 Uhr durchquerte ein Objekt von NO nach SW etwa 5 mag hell das Blickfeld und schrammte hart an Deneb vorbei. Nach heavens-above könnte es "Cosmos 2322 Rocket" gewesen sein, aber fünf Minuten früher und in der Bahn weiter als das ausgegebene Sichtbarkeitsende. Aber die Richtung stimmt.
Neptun, im letzten Bericht nur zu ahnen, war heute deutlich und schön sichtbar. Ich suchte in der Nähe einen Stern mit vergleichbarer Helligkeit. Ein Stern ein knappes Grad westlich schien mir zu passen, den CdC als HD198541 identifiziert, und tatsächlich ist seine Helligkeit 7m84 (Neptun 7m8). Der 8m6 schwache HD198747 dazwischen war gerade eben noch auszumachen und definiert damit die Grenzhelligkeit für heute Nacht.
Mars wird ja schon fast langweilig :) Morgen mittag ist Erdnähe, danach haben wir's hinter uns. Das Scheibchen, kaum als solches erkennbar (da ist die Optik wirklich ausgereizt, sie überstrahlt in alle Richtungen), schien mir heute aber deutlich größer zu sein als noch vor zwei Wochen. Hm - CdC gibt für heute 25,1" und für den 11. August 23,9" aus - fünf Prozent, kaum ein Unterschied, den man bei so geringer Vergrößerung bemerken sollte. Wahrscheinlich Einbildung.
Uranus: das kleine bläuliche Pünktchen in 19 AE Entfernung war heute sehr schön sichtbar. In den letzten drei Tagen ist er merklich nach Westen gewandert, das Dreieck mit HD210845 und HD210424 wird immer weniger flach. Die Helligkeit des Uranus liegt zwischen denen der beiden genannten Sterne.
Das war's für heute. Sämtliche Zahlendreher in Messier-Nummern und Pegasus/Perseus-Verwechsler gehören dem ehrlichen Finder :)