Spaß
Astronomie
Beobachtungsberichte
03. Jun. 2016
Ort: Steinheim am Albuch (20 km südlich Aalen), mitten in Deutschlands schönstem Meteoritenkrater Instrumente: OptiMiST (Newton 76/700), baaderbewehrt, mit H12.5 Mili-Terry (Kronos 10×50), baaderbewehrt Nikon F3 mit Beroflex-"Wundertüte" 500 mm f/8 Hier ist fast wolkenloser klarer Himmel. Doch, o Graus: ausgerechnet um 7:14 Uhr schob sich eine Altocumulus-Gruppe so vor die Sonne, daß sie im OptiMiST gar nicht mehr zu sehen war und im Mili-Terry nur zu ahnen. Aber um 7:19 Uhr war sie wieder frei. Die Erste Delle [tm] habe ich im OptiMiST kurz vor 7:22 Uhr gesichtet, ich schätze den ersten Kontakt (der ja visuell gar nicht zu beobachten ist) auf 7:21:15 Uhr +/- 10 Sekunden. Zweiter Kontakt war auch hier fast ohne Tropfenphänomen zu sehen, früher als erwartet, nämlich 7:38:00 +/- 10 Sekunden, also keine 17 Minuten nach dem 1. Kontakt (ich habe das Venusscheibchen nach bestem Wissen und Gewissen zu einem Kreis ergänzt). Um 7:40 Uhr war der Sonnenrand definitiv wieder geschlossen, der 2. Kontakt also längst vorbei. Zwischen t1 und t2 bildete ich mir ein, auch den noch "außerhalb" liegenden Teil der Venus als Schatten sehen zu können. Ich habe den hellen Himmel unmittelbar am Sonnenscheibenrand immer für ein erdatmosphärisches Phänomen gehalten, womit das ausgeschlossen, also Einbildung wäre; falls es aber möglich ist, durch die Baaderfolie die Sonnenkorona zu ahnen, kann es "echt" gewesen sein. Beeindruckend war der Anblick im Fernglas. Sollte das räumliche Sehvermögen wirklich so kleine Winkel noch auswerten können? Der Bildeindruck war räumlich, die Venusscheibe schwebte deutlich /vor/ und nicht /in/ der Sonnenscheibe. Die Familie, in deren Garten ich meine Astrostation für heute übersiedelt habe, ließ sich den Anblick auch nicht entgehen, der meinen sogenannten Freund Jörg zu dem wahrscheinlich realistischen Kommentar veranlaßte, wir Astronomen hätten ja alle einen Schuß weg ... Der 3. Kontakt hatte bei mir einen auffallenden Tröpfcheneffekt, etwa 20-30 Sekunden lang. Ich ergänzte wieder Venusscheibchen und Sonnenrand zu ganzen Kreisen und bekam so den dritten Kontakt um 13:04:35 Uhr mit, +/- 10 Sekunden wie immer. Den vierten Kontakt fand ich sehr schwierig zu ermitteln, da der Sonnenrand wegen beträchtlicher Luftunruhe stark waberte und kaum erkennen ließ, ob nun Venus oder Szintillation die "Kerben" zu verantworten hatten. Mal war sie weg, dann war sie wieder da, aber der vierte Kontakt dürfte sich hier einigermaßen genau um 13:23:00 Uhr abgespielt haben. Danach war kein Eckchen Venus mehr zu sehen. Den Eindruck, die außenstehende Venushälfte vor der Sonnenkorona zu sehen (siehe 1./2. Kontakt), hatte ich jetzt nicht mehr, was an der Luftunruhe liegen kann. Bemerkung am Rande: Das Bild im Fernglas fand ich "emotional" wesentlich eindrucksvoller als das im Skop. Während Venus im Newton halt ein schwarzer Punkt in einer hellen Scheibe war, hatte ich im Fernglas wirklich den realistischen Eindruck, einen frei schwebenden Planeten auf seiner Bahn vor der Sonne entlangfliegen zu sehen. Die Vorstellung, daß die Erde in gleicher Entfernung nur unwesentlich größer wäre und die riesige Sonne immer noch 3,5-mal so weit entfernt ist, vermittelte ein deutliches "Gefühl" für die Größenverhältnisse im Sonnensystem, die man ja sonst nur als abstrakte Zahl behandelt.