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Beobachtungsberichte

19. Juni 2005, frühmorgens

Instrumente: Jeremias (Vixen NP-R114S) mit PL25, PL10, Bresser-ED 5.2
             Mili-Terry (Fernglas 10×50)

Ich hatte leider noch bis spät zu tun (ein Jammer nach dem grandiosen
Sonnenuntergang - goldoranger Streifen am tiefblauen Himmel!) und war
erst um zwei Uhr mit Jeremias für eine Stunde draußen.

Da mein Auto außerdem gerade nicht für Teleskoptransporte verfügbar
war, mußte ich mit dem Stadthimmel vorlieb nehmen ...

Hat aber nicht allzu viel ausgemacht. Schon nach kurzer Adaption
leuchtete die Milchstraße im Schwan mit NGC 7000 um die Wette. Jeremias
peilte zum Anwärmen Albireo und noch ein paar Doppelsterne an.

Groß ist der Himmelsausschnitt nicht, den ich von unserer Hauseinfahrt
aus überblicken kann - im Osten steht das Haus, im Süden Bäume direkt
neben mir. Aber es reicht.

NGC 7000 ist visuell unterhalb von Zehnzoll-Lichteimern ja nicht
besonders lohnend, aber da ließ sich im Geschimmer der Milchstraße
einiges Helle ahnen. Ich hab die Gegend so lange nicht mehr bewundert,
daß ich die Sterne einzeln begrüßte, und da gibt's eine Menge im GF :)

Aber die hellen Messier-Nebel, namentlich M57 und M27, kamen sehr schön
zur Geltung. M27 ließ seine Hantelform bei 35-fach schon deutlich sehen
und war auch im PL10 noch recht hell, wobei sich da natürlich der
Stadthimmel schon deutlich bemerkbar machte, da ist der Kontrast noch
schneller im Keller als sonst.

Auch M57 war schon bei kleinster Vergrößerung sehr gut als "Scheibchen
mit Wulst" zu sehen. Hat Ähnlichkeit mit einem Napf, oder einem Roten
Blutkörperchen (allerdings in hellgrau). Höhere Vergrößerungen brachten
kaum noch etwas; ein 4,5-Zöller hat ganz unten die beste Performance im
Deep-Sky, darüber fehlt's einfach an Licht.

Hätte gern noch M51 aufs Korn genommen, stand aber schon zu tief, um
sich zu lohnen - und direkt über der Innenstadt :(

Als Ersatz-Leistungstest bot sich eps Lyrae an. Ein Newton ist nicht
unbedingt ein Doppelstern-Instrument, da helle dichtstehende Objekte
durch die Beugungen am Fangspiegel verschwimmen, aber gut. Ich
schraubte die Vergrößerung des Doppelpunktes langsam rauf bis zum
Bresser ED, und siehe da:

<trommelwirbel> <tusch>

Erstmalig sah Volker in einem eigenen Instrument eps Lyr vierfach!
(In der Sternwarte kann's ja jeder, böh ...)

Nadelscharf waren die Komponenten nicht - 173-fach ist auch für einen
guten 114er-Spiegel schon hart an der Grenze, aber andererseits hat er
bei Saturn auch schon 225-fach geschafft - nun, die beiden nicht mehr
ganz scharfen Lichtbüschel bestanden deutlich aus jeweils zwei Punkten,
die einen auf der Verbindungslinie der Paare liegend, die anderen quer
dazu. 2,3 Bogensekunden sauber getrennt, wenn auch, wie gesagt, keine
Apo-Darstellung - an einem dunkleren Fleckchen Erde hätte das aber
sicher noch schöner ausgesehen.

Gegenprobe mit dem PL6.5: hier war nichts zu wollen, die Komponenten
waren zu unscharf. Ahnbar waren die Paare, aber kein Vergleich zum
Bresser-Okular.

Im Osten begann es schon leicht zu dämmern, die Sonne meldet
Eigenbedarf am Firmament an. Nun denn, pack mers für heute.

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