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Beobachtungsberichte

19. Juni 2005, tagsüber

Tach,

als ich heut mittag meinen neuen Sonnenfiltervorsatz für Jeremias
offiziell einweihte (bei mäßigem Seeing, die schöne Fleckengruppe am
Rand war teilweise sehr verschwommen und wurde dann wieder kurzzeitig
scharf - nein, am Fokussierrad hab ich nicht gedreht!), kam mir die
bescheuerte Idee, am Taghimmel helle Planeten zu suchen.

Visuell war natürlich nichts zu haben, obwohl ich die Gegend, in der
Venus stehen mußte, fünf Minuten lang durchforstete, bevor ich aufgab.

Aber mit dem Rohr, insbesondere den schönen Teilkreisen an der
Montierung, die für mich bis jetzt nur dekorative Bedeutung hatten,
sollte das doch gehen!

Koordinaten relativ zur Sonne von CdC besorgt: Venus steht auf gleicher
Deklination, aber 1h30m in RA weiter östlich. Sonne ins Bild genommen,
Sonnenkoordinaten in RA eingedreht - nur +21° D, na, da sieht man mal,
wie gut ein mal eben hingestelltes Rohr eingenordet ist :)

Das GF war einheitlich hellblau - meine Stundenachse zeigte sicher auch
ein paar -zig Lichtjahre an Polaris vorbei, aber das ging nun mal nicht
besser. Ich ging also daran, die fragliche Gegend systematisch zu
durchmustern. Immer wieder huschte was Helles durchs GF, aber das
bewegte sich immer auch bei stillstehendem Rohr noch - Schwebeteilchen,
die in der Sonne glänzten. Gemein, immer wieder falscher Alarm.

Dann aber traf ich auf ein Schwebeteilchen, das seine Koordinaten
beibehielt. Ich war überrascht, wie hell Venus war. Sie hob sich nicht
nur schwach, sondern strahlend hell vom Himmelsblau ab, und die Phase -
3/4 voll - war auch schön zu erkennen. Beeindruckend!

Dann muß das auch mit dem Fernglas gehen! Rausgeholt und nach Schnauze
parallel zum Teleskop ausgerichtet - kostete wieder etwas Suchen, aber
da war das Pünktchen auch im Fernglas, etwa so hell wie mit bloßem Auge
bei Sonnenuntergang bei maximaler Elongation.

Für das unbewaffnete Auge dagegen bleibt die Dame unsichtbar. Wieder
gab ich nach fünf Minuten auf.

Was mit Venus geht, muß auch mit Merkur gehen. Selbes Vorgehen -
Koordinaten, einstellen, kurzes Suchen, voilà. Hier war keine sichere
Phase mehr zu sehen, es war einfach nur ein überstrahlendes helles
etwas verschwommenes Planetenscheibchen.

Dann noch etwas weiter nach Osten - Saturn! Koordinaten besorgt - 30m
östlich von Venus und 2,5° südlich - eingestellt, gesucht, gesucht,
gesucht ... ich weiß nicht, was ich falsch gemacht habe, aber Saturn
war nicht zu finden, obwohl in der Helligkeit mit Merkur vergleichbar
(evtl. etwas geringere Flächenhelligkeit, OK). Suchte eine
Viertelstunde lang, immer wieder angepeilt, aber Saturn blieb
verborgen. Schade, das wär lustig gewesen, Saturn am Taghimmel.

Gut ist die Sicht tagsüber nicht, die Luft ist zu unruhig an so einem
warmen Tag wie heute. Naja, die Segelflieger auf dem Hornberg dürften
sich gefreut haben ... gönnen wir's ihnen, uns gehören ja einklich mehr
die Nächte :) Aber spaßig war's auf jeden Fall - und ich alter
visueller Beobachter, dem normalerweise ein grobes Anpeilen genügt,
habe zum ersten Mal mit den Skalen an meiner Montierung etwas
Sinnvolles angefangen :)

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