Spaß
Astronomie
Sternbilder
09. Sep. 2023
Die Herbststernbilder bestehen im wesentlichen aus der Andromeda-Gruppe, in der sich alle wichtigen Figuren der Andromeda-Sage versammeln. Kurzform: Andromeda war die geliebte Tochter der Königin Cassiopeia, deren Land von einem Ungeheuer verwüstet wurde (was die Teuerste aber selbst provoziert hatte). Um letzteres zu besänftigen, wurde Andromeda als Opfer an einen Felsen gekettet, doch knapp bevor das Mädchen gefressen wurde, erschien Perseus, besiegte das Monster und bekam Andromeda zur Frau.
Unverkennbar ist die flache W-Form der Cassiopeia (wahrscheinlich hat der seelische Schmerz die stolze Königin so verkrümmt). Dieses Sternbild ist für Europa zirkumpolar, das heißt: es steht so dicht am Himmelspol, dass es niemals untergeht. An Frühlingsabenden sieht man es tief im Norden. Jetzt, im Herbst, sieht man das „Himmels-W“ hoch am Osthimmel, „rechts“ vom Polarstern.
„Unterhalb“ des W sieht man die angekettete Andromeda. Der Stern Alpheraz, auch Sirrah genannt, ist der Kopf. Den bananenförmigen Bogen aus Alpheraz, Mirach und Alamak kann man sich gut einprägen und am Himmel leicht wiederfinden.
Andromeda und Cassiopeia können für die Orientierung hilfreich sein: Wenn man eine Linie vom rechten Stern der Andromeda (Alpheraz) zum rechten Stern der Cassiopeia zieht und diese Linie nochmal um den selben Betrag verlängert, landet man genau beim Polarstern. Und wo der steht, ist Norden. Übrigens funktioniert die Übung auch mit den beiden linken Sternen einigermaßen.
Das astronomisch Interessanteste an Andromeda ist aber zweifellos der angedeutete Nebelfleck im Bild, der Andromedanebel, den die Astronomen M 31 nennen. Er hat eine Helligkeit von 3m5 und eine merkliche Flächengröße, damit ist er für einen kundigen Beobachter selbst im getrübten Himmel einer Stadt noch als schwaches unscharfes Lichtfleckchen sichtbar. Aber bei sternklarem Himmel im Gebirge springt er geradezu ins Auge!
Was daran so besonders ist: Alles andere, was man mit bloßem Auge sehen kann, gehört zur „Milchstraße“, dem riesigen spiralförmigen Sternensystem („Galaxis“), in dem sich unsere Sonne nebst Anhang befindet. Aber M 31 gehört nicht dazu. Es handelt sich hier nämlich um die nächste Galaxis, in Größe und Form mit unserer Milchstraße vergleichbar.
Ein paar „astronomische Zahlen“ gefällig? M 31 steht in der unvorstellbaren Entfernung von zweieinhalb Millionen Lichtjahren, das heißt: das Licht, das heute abend deine Netzhaut erreicht, war 2 500 000 Jahre lang unterwegs. Mit 299 792 458 Meter pro Sekunde. Damit ist M 31 etwa 25 000 000 000 000 000 000 Kilometer von uns weg – und gehört doch zu unseren unmittelbaren Nachbarn im Weltraum!
Was das Auge sieht, ist nur der helle Kern der Galaxis. Die Randbereiche sind zu schwach. Einem großen Instrument aber offenbart sich M 31 in voller Pracht – ein gewaltiger Anblick, wenn man bedenkt, dass das Licht etwa 100 000 Jahre braucht, um das Gebilde von einem Ende zum anderen zu durchqueren.
Eine kleinere Galaxis, M 33, steht knapp außerhalb des unteren Bildrandes im Sternbild „Dreieck“. Man findet sie, indem man die Strecke M 31 – Mirach noch einmal nach unten verlängert. M 33 ist etwa so weit entfernt wie M 31, aber kleiner und lichtschwächer, nur im Fernglas als schwaches Nebelfleckchen sichtbar. Große Instrumente zeigen eine Spirale in direkter Draufsicht mit dem passenden Beinamen „Feuerrad“. Angeblich soll M 33 in sehr klaren Nächten mit bloßem Auge sichtbar sein. Die Helligkeit ist 5m7, es ist also nicht unmöglich ... solche Nächte habe ich allerdings noch nicht erlebt.