03. Jun. 2016
(aus einer privaten Mail)
Die Lahn-Tour war ganz nett. Dabei war Familie Mitschele (Jörg, Renate, Jonathan[6], Lena[3]), Sanne, meine Wenigkeit und eine Olga[17] aus der Heidenheimer Gemeinde, die ich noch nicht kannte, die sich aber als ganz umgänglich herausstellte, nachdem ich begriffen hatte, daß man auf ihre zahlreichen Typisch-Mann-Sprüche kräftig kontra geben muß, wenn man nicht verzweifeln will.
Am ersten Tag (28.8.) sind wir in Gießen am Großen Wehr losgepaddelt. Das Wehr hat eine Bootsrutsche, also einen Kanal mit mäßigem Gefälle, aber kräftiger Strömung, durch den man eine Schußfahrt abwärz machen kann. Ansonsten sind alle Wehre auf der Lahn beschleust, man muß also nichts umtragen - nur dauert so ein Schleusengang i.d.R. länger als eine Umtragung: Aussteigen, Tor oben auf, Reinpaddeln, Tor oben zu, Schütze oben zu, Schütze unten auf, Warten auf Niveauausgleich, Tor unten auf, Rauspaddeln, Tor unten zu, Schütze unten zu, Schütze oben auf, Einsteigen. Halbe Stunde.
Am ersten Tag sind wir bis Wetzlar gekommen, fanden aber keine Übernachtungsmöglichkeit (Campingplatz). Kurz entschlossen fragte ich ein paar Gestalten des Fußballvereins "Rot-Weiß Wetzlar", die neben dem Platz saßen und ihr Feierabendbier süffelten, um Erlaubnis. Der Platzwart war sogar dabei, und wir durften hinter dem Tor zelten und sogar im Vereinshaus aufs Klo und Wasser holen, alles umsonst - sehr nett!
Der nächste Tag begann mit schüttendem Regen, so gegen zwölf sind wir los (regnete immer noch, schauerartig). Gleich am ersten Wehr, das weder Schleuse noch Bootskanal hatte, sondern nur einen kleinen, steilen, steinigen Kanal mit Treppe daneben zum Treideln, schaffte es Jörg, an einem spitzen Stein in den PVC-Boden seines Faltbootes ein Loch zu reißen, so daß die Tour für den Tag auch schon zu Ende war. Notdürftige Reparatur (war nicht ganz dicht), während die Frauen einkauften. Schauer. Nicht schön.
Das zweite Wetzlarer Wehr hat einen Rollensteg, über den man das Kanu schiebt und dabei nebenher läuft. Das geht ganz gut, man muß nichts ausladen und es geht dennoch schnell. Direkt daneben ist die schöne alte Lahnbrücke, die in die ebenfalls schöne Wetzlarer Innenstadt geht; leider hatten wir dafür keine Augen mehr übrig.
Weiterpaddeln bis zur Kanu-Station des Deutschen Kanuverbandes (DKV). Da konnten wir günstig campen. Macht fünf Fluß-km für den zweiten Tag :)
Dort hab ich die Katastrophen-Reparatur etwas verbessert. Klebestellen an der Kielbiegung sind latürnich heikel, weil der Flicken immer Falten wirft. Meine Version war aber dicht: ich hab schmale Streifen einzeln mit wenig Klebstoff von hinten nach vorn überlappend geklebt.
Am dritten Tag (durchregnete Nacht) ging es wieder erst mittags los. Aber wir kamen ein gutes Stück voran, bis Leun-Lahnbahnhof. Von da aus führen die Frauen zurück nach Gießen zum Autos-Holen, während Jörg und ich die Boote putzten, weil wir nicht wußten, ob wir am nächsten Tag überhaupt noch mal fahren würden. Übernachtet haben wir in Wetzlar in der Kirche; die nicht Camping-Gewöhnten wollten mal wieder feste Wände haben. Mein Zelt war aber auch das einzige, das dicht war, zugegeben.
Am vierten Tag (Sonntag) war das Wetter schön. Wir fuhren nach Weilburg, dort ist der einzige Bootstunnel Deutschlands; den wollten wir doch noch mal durchfahren. Die Lahn macht durch Weilburg eine Schleife mit drei Wehren, die der Bootstunnel komplett abschneidet. Man fährt also am Anfang von Weilburg rein und kommt am Ende von Weilburg wieder raus. Er verläuft durch den Berg, auf dem Weilburg gebaut ist, und wurde 1847 vom nassauischen König Adolph angelegt, wie mir die lateinische Inschrift verriet ("viam per montem navibus aperuit" - "hat den Schiffen den Weg durch den Berg eröffnet"). Um das Gefälle auszugleichen, ist am Tunnelausgang eine Doppelschleuse mit jeweils gut zwei Meter Hub. In unserer Begleitung zahlreiche Kindergruppen - Lahnpaddeln muß *die* Attraktion auf Geburztagen sein. Der Tunnel ist unbeleuchtet, also in der Mitte stockdunkel - mich hat gewundert, daß Lena (die bei mir, nicht bei den Eltern im Boot war) keine Angst bekam, zumal die erwähnten Kindergruppen sich nicht eben mucksmäuschenstill verhielten.
Nuja, die haben wir hinter uns gelassen und noch einen schönen halben Paddeltag verbracht, bis nach Fürfurt 12 km abwärts.