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Astronomie
Sternbilder
09. Sep. 2023
Bevor sich (März 2004) die Wintersternbilder vom Abendhimmel verabschieden, nehmen wir noch eines davon ins Visier.
Schon in der Abenddämmerung macht genau im Süden ein bemerkenswert heller Stern auf sich aufmerksam (wenn er auch momentan etwas im Schatten der hellen Planeten Venus, Saturn und Jupiter steht). Dieser Stern ist Sirius, der (scheinbar) hellste Stern des gesamten Himmels, wenn man von Sonne und Planeten absieht. Der Name kommt aus dem Griechischen und bedeutet „der Strahlende“.
Sirius ist der Hauptstern des Sternbildes Großer Hund, das man nur dann gut sieht, wenn man freie Sicht nach Süden hat, weil es in Deutschland nicht sehr hoch über den Horizont steigt. Aber in den abendlichen Heimfahrten der letzten Wochen ist mir immer wieder aufgefallen, wie schön dieses Sternbild einklich ist.
Obwohl die Sterne des Großen Hundes sehr ungleich hell sind – einige sind nur sehr schwach –, braucht man nicht viel Phantasie, um in dieser Figur einen Hund zu sehen. Sirius ist die Brust, darüber der Kopf im Profil, ein windhundartiger Rumpf, kurzer Schwanz und etwas unregelmäßig lange Beine.
Der Hund gehört zum Himmelsjäger, dem bekannten Sternbild Orion, dem er deutlich sichtbar folgt. Man findet den Hund von Orion aus, indem man die drei „Gürtelsterne“ in der Mitte des Orion nach links unten verlängert – das weist genau auf Sirius, der aber aufgrund seiner Helligkeit wirklich nicht schwer zu finden ist.
Als Größenmaßstab habe ich wieder eine 10-Grad-Strecke eingezeichnet, die etwa so lang ist wie die schmalere Seite einer Postkarte am ausgestreckten Arm.
Zwischen dem Großen Hund und den Zwillingen steht der Kleine Hund mit dem schönen hellen Hauptstern Prokyon. Als Sternbild allerdings gibt der Kleine Hund, der einklich nur aus zwei Sternen besteht, nicht viel her.
Der Große Hund enthält viele heiße Sterne, wesentlich heißer als unsere Sonne. Das erkennt man an ihrer Farbe: da Sterne glühende (Gas-)Körper sind, stehen Farbe und Temperatur in einem festen Zusammenhang. Je heißer ein Stern ist, desto mehr geht seine Farbe ins Reinweiße und darüber hinaus ins Bläuliche, während die weniger heißen Sterne eher rötlich leuchten. Unsere gelbliche Sonne steht etwa in der Mitte dieses Spektrums.
Ein solcher bläulicher Stern ist Mirzam, die helle Vorderpfote des Hundes. Mirzam (Spektraltyp B1) hat eine Oberflächentemperatur von rund 20000 °C – dagegen ist unsere Sonne mit ihren 5500 °C direkt erfrischend kühl!
Der helle Sirius ist einer unser Nachbarn im Weltall. Er ist nur 8,7 Lichtjahre von der Sonne (und damit auch von der Erde) entfernt und zählt damit zu den nächsten Sternen überhaupt.
Einiges an Sirius ist bemerkenswert.
Sirius ist ein Doppelstern, und zwar einer, den man wegen seiner Nähe hervorragend erforschen kann. Um den hellen Hauptstern (Sirius A) kreist ein lichtschwacher Begleiter (Sirius B) mit einer Helligkeit von nur 8m7, der für einen Umlauf knapp 50 Jahre braucht und sich dabei sich bis zu 11 Bogensekunden vom Hauptstern entfernt. Theoretisch ist er dann in kleineren Fernrohren (ab etwa 30-fach) schon sichtbar, aber wegen der überstrahlenden Helligkeit von Sirius A braucht man ein Teleskop mit guter Optik dafür, die die Sterne nadelscharf und nicht verwischt abbildet.
Sirius B wurde 1862 entdeckt, nachdem man schon 1844 aus der Bewegung des Sirius erkannt hatte, dass es einen Begleiter geben muss. Sirius B ist ein sogenannter Weißer Zwerg: Er ist nur etwa so groß wie unsere Erde, besitzt aber die Masse unserer Sonne und damit eine ungeheure Dichte. Ein Kubikzentimeter seiner Materie bringt mehrere Tonnen auf die Waage!
Da der Große Hund genau auf dem Band der Milchstraße liegt, zeigt sich im Fernglas oder gar Teleskop ein Gewimmel von Sternen. Dennoch ist der Sternhaufen M41 gut auszumachen, in sehr klaren Nächten sogar schon mit bloßem Auge. Er enthält etwa 100 Sterne, darunter viele rote Riesensterne, und steht in 2300 Lichtjahren Entfernung.
Dieser hübsche Sternhaufen mit etwa 60 jungen, heißen Sternen gruppiert sich um den Stern tau (τ CMa) in der Nähe des Schwanzes, Dieser Stern, der selbst zu dem Sternhaufen gehört, ist ein gigantischer blauer Überriese mit der 50000-fachen Sonnenleuchtkraft. Er ist nur deshalb so lichtschwach, weil er 5000 Lichtjahre von uns entfernt ist.
Erst 2003 geriet der Große Hund wieder in die Fachpresse. Man hatte einige Sterne genau vermessen und dabei herausgefunden, dass sich ein Teil davon überhaupt nicht in unserem Milchstraßensystem befindet, sondern knapp daneben: unsere nächste Nachbargalaxis war entdeckt, im Sterngewimmel der Milchstraße kaum auszumachen.
Die irreguläre (also keine erkennbare Form habende) Galaxis ist wahrscheinlich der Überrest einer sehr alten Galaxis und umkreist unser Milchstraßensystem in einer Entfernung von nur 42000 Lichtjahren. Damit haben wir wahrscheinlich unseren nächsten Nachbarn außerhalb der eigenen Galaxis entdeckt.