Spaß
Astronomie
Sternbilder
09. Sep. 2023
9. Mai – eine Woche Regenwetter ohne jede Sternsicht ist grausam.
Nehmen wir einmal an, es gebe irgendwann mal wieder so etwas wie einen klaren Himmel, dann könnte man nach Einbruch der Dunkelheit das prachtvollste der Frühlingssternbilder hoch im Süden oder Südwesten bewundern: den Löwen.
Schon in der Dämmerung, lange vor dem einklichen Löwen, sieht man allerdings jetzt im Mai 2004 den hellen Planeten Jupiter, der gerade „im Löwen“ zu Besuch ist (was bedeutet, dass er von der Erde aus vor den Sternen des Sternbilds Löwe steht) und demnächst auf seiner Bahn um die Sonne langsam ostwärts weiter zur Jungfrau zieht.
Heben wir uns Jupiter noch etwas auf und sehen uns den Löwen an, ein eindrucksvolles Sternbild!
Es fällt auch ohne eingezeichnete Linien nicht schwer, in der Anordnung dieser Sterne einen Löwen zu sehen, der nach vollbrachter Mahlzeit träge in der Steppe liegt und die letzte Antilope vor sich hin verdaut.
Der hellste Stern ist Regulus, die Brust des Tieres. Darüber erhebt sich der Kopf mit der Mähne, links davon der abfallende Rumpf, und in klaren Nächten lassen sich auch ein löwentypisch abgewinkelter Schwanz und die rechten Pranken erkennen.
Wenn man das Sternbild sucht, darf man es sich wiederum nicht zu klein vorstellen: Der komplette Löwe am Himmel erscheint etwa so groß wie eine Postkarte in 30 cm Entfernung!
Treffender für den Hauptstern Regulus ist der arabische Name al Kalb al Asad, „Herz des Löwen“. Es handelt sich um einen hellen, blauweißen Stern in 80 Lichtjahren Entfernung. Er leuchtet absolut gesehen 140-mal so hell wie die Sonne und hat den vierfachen Sonnendurchmesser.
Weil Regulus nahe der Ekliptik liegt, der „Linie“ am Himmel, entlang der sich die Sonne und (ungefähr) auch Mond und Planeten bewegen, kommt es häufig zu Begegnungen oder selten auch zu Bedeckungen. „Bedeckung“ heißt, dass ein Himmelskörper, etwa der Mond, vor Regulus entlangläuft und uns die Sicht auf ihn versperrt. Solche Ereignisse sind im Teleskop eindrucksvoll. Anhand solcher Beobachtungen hat man übrigens schon früh festgestellt, dass der Mond keine Atmosphäre hat. Dann nämlich müssten die Sterne in der Nähe des Mondrandes nach und nach schwächer werden, weil ihr Licht durch immer mehr Atmosphäre müsste. Das tun sie aber nicht, sondern verschwinden und erscheinen schlagartig.
Der rot eingezeichnete, mit „R“ beschriftete Stern, R Leo, ist ein interessanter Veränderlicher, also ein Stern, der seine Helligkeit ändert. Bei diesem ist das wirklich auffällig: Seine Helligkeit schwankt regelmäßig zwischen 4m4 (also mit bloßem Auge noch gut sichtbar) und 11m3 (also nur in größeren Teleskopen erkennbar). Ein kompletter Durchlauf dauert 313 Tage.
Algieba, der „Nackenstern“, wo der Kopf vom Rumpf abzweigt, ist einer der schönsten Doppelsterne überhaupt. Zwei gelbe Sterne, leicht unterschiedlich hell, umkreisen einander in 619 Jahren. Sie sind 90 Lichtjahre von uns entfernt, stehen 4 Bogensekunden auseinander und sind schon in guten Amateurteleskopen getrennt sichtbar.
Wie schon gesagt, hat der Löwe gerade den Königsplaneten Jupiter zu Besuch. Jupiter ist mit –2m5 das zweithellste Pünktchen am Nachthimmel (wenn Venus schon untergegangen ist, ist es das hellste).
Jupiter ist der größte Planet unseres Sonnensystems, er hat den elffachen Erddurchmesser und eine helle Farbe. Da er uns mit rund 5 AE (750 Millionen km oder 40 Lichtminuten) außerdem auch noch recht nahe und daher „groß“ sichtbar ist, strahlt er hell vom Himmel, obwohl er wie alle Monde und Planeten nicht von sich aus leuchtet, sondern nur das Sonnenlicht reflektiert.
Für das Auge ist Jupiter trotz seiner Größe nur ein Punkt, Aber schon mit einem 10-fachen Fernglas kann man das ändern, sofern es eine gute Optik hat und scharf abbildet. Wenn man das Glas auf Jupiter richtet, scharfstellt und ganz ruhig hält, sieht man deutlich keinen Punkt mehr, sondern ein „Scheibchen“.
Und noch etwas sieht man, wenn man gut hinschaut: Neben Jupiter stehen bis zu vier kleine weiße Pünktchen. Das sind seine vier größten Monde. Sie könnten mit bloßem Auge sichtbar sein, wenn sie nicht so dicht an Jupiter stünden. Aber schon ein kleines Fernglas hat kein Problem, die Monde vom strahlenden Jupiter zu trennen.
Wer ein Teleskop sein eigen nennt, bekommt noch schönere Bilder. Im Bild rechts hab ich angedeutet, wie Jupiter und die vier „Galileischen Monde“ (nach ihrem Entdecker Galileo Galilei benannt) bei etwa 40- bis 60-facher Vergrößerung aussehen (je nach Abstand und Auflösung deines Monitors). Von innen nach außen heißen sie Io, Europa, Ganymed und Kallisto. Besonders viel Spaß macht es, den Umlauf der Monde zu beobachten; ihre Stellung verändert sich in wenigen Stunden schon merklich. Bei jedem Umlauf verschwinden sie hinter dem Planeten oder laufen vor ihm entlang (das ist allerdings nur in großen Teleskopen beobachtbar).
60-fach ist etwa die Vergrößerung, die auch ein billiges Kaufhausteleskop noch ganz brauchbar schafft (die Zahl „bis 675-fach“ auf dem Karton ist zwar theoretisch möglich, in der Praxis sieht man da aber nur noch dunkelgraue Nebelsuppe).
O ja: Im Löwen stehen auch einige sehr schöne und gut sichtbare Galaxien, und zwar im Bereich der hinteren Pranke. Teleskopbesitzer könnten sich da mal auf die Suche machen.