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09. Sep. 2023

Sternbilder

Die Zwillinge (Gemini, Gem)

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Obwohl die Zwillinge als Tierkreiszeichen bekannt sind, bilden sie am Himmel ein eher unauffälliges Sternbild. Wer nicht genau hinsieht, sieht (normalerweise) nur die zwei Hauptsterne, Castor und Pollux.

„Normalerweise“ schreibe ich deshalb, weil die Zwillinge momentan (Dezember 2003) einen ganz besonderen Leuchtturm haben, aber dazu kommen wir später.

Finden kann man die Zwillinge vom Großen Wagen aus: Man zieht eine Diagonale durch den Kasten des Wagens, von links oben nach rechts unten, und verlängert sie. Dann landet man fast genau bei Castor.

Castor und Pollux sind die Köpfe der beiden Jungs, die aber auch selbst so heißen. Von den Kopfsternen an ziehen sich zwei parallele und verzweigte Sternreihen in Richtung Orion, in denen man mit etwas Phantasie je einen Rumpf und zwei leicht geöffnete Beine erkennen kann. Meistens aber erscheinen einem die Zwillinge nur als Rechteck, gebildet aus den Rümpfen und den beiden linken (von uns aus: rechten) Beinen.

Rechts um!

Abends gegen neun gehen die Zwillinge im Osten auf. Dann liegt das Sternbild auf der (von uns aus gesehen) linken Seite – Castor oben, Pollux unten. Wenn sie aber morgens im Westen stehen, haben sie sich so schön aufrecht gedreht, wie du sie hier im Bild siehst! Diese Drehung machen mehr oder weniger alle Sternbilder. Sie kommt daher, dass sich die Sterne bekanntlich um den Himmelspol drehen (oder jedenfalls zu drehen scheinen), du aber deinen Kopf um die Senkrechte drehst, wenn du von Ost nach West blickst. Und diese beiden Achsen sind bei uns gegeneinander geneigt. Wenn man am Nordpol steht, ist der Himmelspol direkt über einem und man sieht die Sternbilder immer in der gleichen Lage.

Wieder mal die Griechen

Castor und Pollux (griechisch: Polydeukes) sind in der griechischen Sage die Söhne von Göttervater Zeus und Menschenkönigin Leda. Wie es so ist, wenn sich Unsterbliche mit Sterblichen paaren, waren die beiden Zwillinge in einem wesentlichen Punkt ungleich: Castor war sterblich, Pollux unsterblich. Als Castor nach vielen gemeinsamen Abenteuern schließlich im Kampf tödlich verwundet wurde, wollte Pollux auch nicht mehr weiterleben. Die Götter hatten ein Einsehen und lösten den Konflikt, indem sie beide an den Himmel versetzten, wo sie gleichzeitig tot und unsterblich sein können.

Castor: Kosmischer Jonglierkünstler

Castor ist ein interessantes System: ein dreifacher Doppelstern. Ein Doppelstern besteht aus zwei Einzelsternen (also zwei Sonnen), die einander umkreisen. Im Fernrohr sieht Castor wie ein solcher Doppelstern aus. Genaue Messungen zeigen allerdings, dass jede der beiden Komponenten kein Einzelstern, sondern wiederum ein Doppelstern ist. Und dieses doppelte Paar wird von einem dritten Doppelstern in etwas weiterer Entfernung umkreist. Castor besteht damit aus (mindestens) sechs einzelnen Sternen!

Für die Statistik: Castor ist der 23.-hellste Stern am Himmel. Er ist 1m7 hell und 50 Lichtjahre von uns entfernt.

Pollux: Kosmisches Stahlwerk

Pollux ist mit 1m1 zwar heller und mit 33 Lichtjahren auch etwas näher, aber gegen das Sechsfachsystem Castor fast uninteressant: ein normaler Roter Riese, 60-mal so hell wie unsere Sonne und 20-mal so groß. Wenn du genau hinschaust, fällt dir auf, dass Pollux tatsächlich rötlich leuchtet.

Rote Riesen sind sehr alte Sterne, die nicht mehr – wie unsere Sonne – Wasserstoff zu Helium fusionieren, sondern in ihrem Kern aus Helium und Wasserstoff nach und nach schwerere Elemente aufbauen und sich dadurch gewaltig aufblähen, bis zum Hundertfachen ihres ursprünglichen Durchmessers.

Es ist tatsächlich so, dass alle Atome, die schwerer sind als Wasserstoff, irnkwann mal in einem Stern zusammengebacken wurden. Nimm mal einen Nagel in die Hand oder schau Dir eine Stahlkonstruktion an. Jedes einzelne Eisenatom darin wurde vor Milliarden von Jahren in einem Roten Riesen produziert, der sich dann auflöste – und aus seinen Überresten ist unter anderem unsere Erde entstanden, deshalb gibt es diese Elemente hier.

Rote Riesen produzieren Elemente bis hin zum Eisen, dem Element Nr. 26 des Periodensystems. Mit der Herstellung der restlichen etwa 60 natürlichen Elemente (darunter so bedeutende wie Kupfer, Silber, Gold, Wolfram oder Blei) ließe sich keine Energie mehr gewinnen. Diese Elemente entstehen in Supernovae, gigantischen kosmischen Explosionen, mit denen massereiche Sterne ihr Leben beenden und ihre Billiarden Billiarden Tonnen Materie unter unvorstellbaren physikalischen Bedingungen ins All schleudern.

Auch unsere Sonne wird einmal ein Roter Riese werden. Dann wird sie unsere Erde entweder verschlucken oder verbrennen (wenn wir sie nicht schon vorher selbst vernichtet haben). Aber keine Panik – für die nächsten fünf Milliarden Jahre hat die Sonne noch genug normalen Brennstoff.

Hoher Besuch: die Sonne

Einmal im Jahr werden die Zwillinge von der Sonne besucht. Das Sternbild liegt genau in der Ebene der Erdbahn, so dass es einmal im Jahr von der Erde aus hinter der Sonne liegt: die Sonne steht dann „in“ den Zwillingen.

Das hat allerdings heute nichts mehr mit dem Zeitraum des „Sternzeichens“ Zwillinge zu tun. Letzteres zählen die Astrologen von Mitte Mai bis Mitte Juni, aber die Sonne steht tatsächlich erst Anfang Juli mitten in den Zwillingen. Durch langsame Änderungen der Erddrehung seit der Antike haben sich die (astrologischen) Sternzeichen gegenüber den (astronomischen) Sternbildern schon um einen Monat verschoben!

Die scheinbare Bahn der Sonne vor den Sternen, die Ekliptik (oder „Tierkreis“), siehst du oben in der Karte. Ende Juni steht die Sonne rechts unten, Ende Juli links oben.

Im Dezember steht die Sonne am Himmel den Zwillingen gegenüber. Daher sind sie die ganze Nacht sichtbar und stehen um Mitternacht hoch im Süden.

Ferner Besuch: der Saturn

Unübersehbar werden die Zwillinge in diesen Monaten durch den hellen Planeten Saturn, der momentan mittendrin steht. Da die Bahnen aller Planeten (ausgenommen Pluto, aber der hält sich sowieso an keine Regeln) so ziemlich in einer Ebene liegen, folgen auch die Planeten am Himmel der Ekliptik.

Am 31. Dezember steht Saturn in Opposition. Was das heißt, haben wir im August bei Mars erlebt: der Planet steht mitternachts im Süden, also am höchsten, und ist so hell wie sonst nie. Die Saturnhelligkeit variiert allerdings kaum; die Entfernung zum Saturn ist so groß, dass der Erdbahndurchmesser kaum einen Unterschied ausmacht. Am 31.12. ist Saturn –0m5 hell und 8 AE von uns entfernt.

Mit bloßem Auge sieht Saturn wie ein heller, auffallend gelblicher und „stabil leuchtender“ Stern aus (an diesem stabilen, funkelfreien Leuchten erkennt man Planeten recht gut). Um die berühmten Ringe zu sehen, braucht man ein kleines Fernrohr. 30-fache Vergrößerung darf es schon sein. Dann aber lohnt sich das Hinschauen, denn der Ring ist gerade sehr weit geöffnet und daher gut sichtbar. Wenn Saturn so steht, dass wir auf die Kante des Ringes sehen, ist der Ring völlig unsichtbar, denn er ist nur wenige Kilometer „dick“ – das ist nach astronomischen Maßstäben dünner als das dünnste Papier.

Der Ring (genauer: das Ringsystem – es sind nämlich mehrere) des Saturn besteht aus Milliarden kleiner und kleinster Gesteinsbrocken, die den Saturn auf stabilen Bahnen umkreisen.

Saturn wird, wie Jupiter, von einer großen Anzahl Monde umkreist. Aber nur der größte davon, Titan, mit über 5000 km Durchmesser der zweitgrößte Mond unseres ganzen Sonnensystems, ist im kleinen Teleskop als winziges Lichtpünktchen neben dem gewaltigen Saturn (Äquatordurchmesser 120000 km) sichtbar.

Da Saturn die Sonne viel langsamer umkreist als die Erde, dauert es nur etwas über ein Jahr bis zur nächsten Opposition. Die wird am 13. Januar 2005 stattfinden; zwar auch noch in den Zwillingen, aber schon ein ganzes Stück weiter oben links. Pollux könnte dann den Saturn mit seiner ausgestreckten Hand gerade noch erreichen.

Last, but not least

Viele, viele Sterne sehen wir in dem rechts unten eingezeichneten Sternhaufen M35. Auch im kleinen Fernglas sieht dieser wunderschöne helle Haufen sehr eindrucksvoll aus. Er besteht aus mindestens 120 einzelnen Sternen und ist 3000 Lichtjahre entfernt.

So einen Sternhaufen, in dem die Sterne einfach ungeordnet zusammenstehen, nennt man einen offenen Haufen. Es gibt auch noch Kugelsternhaufen, bei denen die Sterndichte zur Mitte hin regelmäßig zunimmt. Ein berühmter Kugelsternhaufen, M13, steht im Sternbild Herkules und ist in klaren Nächten mit bloßem Auge sichtbar.

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