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Astronomie
Sternbilder
03. Jun. 2016
Am Sommerhimmel steht Herkules hoch über unseren Köpfen nahe dem Zenit (das ist der Punkt direkt über dem Betrachter). Das Sternbild besteht allerdings aus nicht besonders hellen Sternen, weshalb es nicht auffällt, aber wenn man sich die charakteristische Figur einmal eingeprägt hat, findet man sie immer wieder.
Der mythologische Hintergrund muss wohl nicht erst erläutert werden – Herkules oder Herakles, der große Held der griechischen Sage. Der mit den zwölf Aufgaben, genau. Das Sternbild wird aber auch nach dem 4. Juli 2004 nicht in „Rehakles“ umbenannt
Am Himmel scheint Herkules gerade eingehend mit einem Drachen beschäftigt zu sein. Er steht (von uns aus gesehen) auf dem Kopf, kniend oder hockend, die rechte Hand zum Hieb erhoben, die linke scheint einen Bogen zu halten, zu seinen Füßen liegt der Kopf des Drachen (das ist ein anderes Sternbild).
Hellster Stern des Herkules ist der Kopf, der Ras Algethi heißt, auf deutsch „Kopf des Knienden“. Auch die Araber sahen also in dieser Figur einen knienden Menschen, nicht nur die Griechen. Ras Algethi funkelt rötlich, es handelt sich um einen Roten Riesen, einen gigantischen Stern von der Größe der Erdbahn, aber mit relativ kühler Oberfläche (etwa 3000 K).
Am Himmel fällt meist zuerst das Trapez durch seine regelmäßige Form auf, das in etwa den Lendenschurz des Helden darstellt. Es wird auch „Eckstein“ genannt (auf englisch „keystone“).
Vor allem bei diesem Sternbild darf man nicht den Fehler machen, es sich zu klein vorzustellen. Die meisten Sternbilder sehen für den unerfahrenen Beobachter am Himmel riesig aus. Herkules ist sogar flächenmäßig das viertgrößte Sternbild am Himmel überhaupt. Die Sichtlinien zur Süd- und zur Nordgrenze des Herkules bilden einen Winkel von 34°, also mehr als ein Drittel der „Strecke“ vom Horizont zum Zenit.
Herkules ist geradezu eingekeilt zwischen lauter sagenhaften und schönen Sternbildern:
Zwei Nebelfleckchen habe ich oben im Bild eingezeichnet, und das sind interessante Gebilde. Der eine davon, M 13 genannt, ist schon im Fernglas sehr schön als kleines milchiges Fleckchen zu sehen, der andere, M 92, ist etwas schwächer. M 13 ist so hell, dass er in sehr klaren Nächten mit bloßem Auge gesehen werden kann; M 92 ist zu lichtschwach dazu.
Der Blick durch ein kleines Fernrohr bestätigt uns, dass es sich auf keinen Fall um einen Stern handelt. Man sieht ein unscharfes Fleckchen, das von außen nach innen symmetrisch heller wird. M 13 ist immer leicht an den beiden Vordergrundsternen zu erkennen, mit denen er ein flaches gleichschenkliges Dreieck bildet.
Erst der Blick durch ein großes Teleskop zeigt uns die wahre Natur dieses Fleckchens. Es handelt sich nicht um leuchtende Gasmassen, sondern um eine Ansammlung von Sternen, einen Sternhaufen. Das Besondere an der Sorte Sternhaufen, zu der M 13 und M 92 gehören, ist der völlig symmetrische Aufbau. Nach innen stehen die Sterne immer dichter beieinander, nach außen werden sie spärlicher. Aufgrund dieser kugelsymmetrischen Struktur spricht man von Kugelsternhaufen.
Kugelsternhaufen bestehen aus einigen hunderttausend bis Millionen Sternen. Im Zentrum stehen die Sterne außerordentlich dicht zusammen: Wenn unser Sonnensystem dort stünde, wäre unser Sternhimmel mit strahlend hellen Sternen derart übersät, dass es wahrscheinlich gar nicht Nacht würde.
Die Sterne der Kugelhaufen sind fast ausnahmslos sehr alt; die wenigen jungen Sterne, die sie enthalten, haben sie wahrscheinlich durch ihre Gravitation „eingefangen“. Man geht davon aus, dass Kugelhaufen zu den ältesten Objekten im Weltall gehören. Das Alter von M 13 wird um 10 Milliarden Jahre geschätzt.
Die Entfernung von Kugelsternhaufen lässt sich relativ bequem messen. M 13 etwa ist 25000 Lichtjahre von uns entfernt. Da man die Richtung auch kennt (aus der Blickrichtung), lässt sich ganz einfach sagen, wo sich dieser Haufen im Weltall befindet.
Und da hat man eine überraschende Entdeckung gemacht. Bekanntlich gehören alle Sterne, die wir sehen, unsere Sonne inklusive, zu einem scheibenförmigen Sternensystem (Galaxis), der Milchstraße. Die Kugelhaufen, von denen man schon über hundert entdeckt hat, gehören zwar auch zur Milchstraße, aber sie liegen nicht innerhalb der Scheibe, sondern bilden eine Art kugelförmigen „Hof“, der die Scheibe umgibt. Ungefähr wie eine Käseglocke den Käseteller (denk dir noch eine zweite Käseglocke unten drunter). Sie stehen also alle „über“ oder „unter“ unserer Milchstraße, aber nicht in ihr.
Auch andere Galaxien haben Kugelsternhaufen als Eskorte, z.B. der Andromedanebel.
Nicht jeder kann sich ein Teleskop leisten, das in einem Kugelhaufen einzelne Sterne zeigt. Ich kann es auch nicht (wobei mein Jeremias das im Randbereich bei klarer Sicht schon hinbekommt). Aber ist es nicht umwerfend, was für interessante und spannende Sachen man am Himmel schon mit einem billigen Fernglas sehen kann? Der helle M 13 springt einen dann geradezu an!
Mach dich mal auf die Suche nach M 92. Er sieht ähnlich aus wie M 13, etwa halb so groß und etwas lichtschwächer, aber immer noch sehr gut im Fernglas sichtbar. Ich habe M 92 mal zufällig ins Blickfeld bekommen, als ich M 13 an der falschen Stelle gesucht habe *g*